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Eine Einführung Zu Hanf
6 min

Eine Einführung Zu Hanf

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Hanf ist möglicherweise die nützlichste der Menschheit bekannte Pflanze. In diesem Artikel werfen wir einen näheren Blick auf Hanf, seine Geschichte und worin er sich von Cannabis unterscheidet. Darüber hinaus sehen wir uns die vielen Verwendungsmöglichkeiten von Hanf etwas genauer an.

Seit Jahrtausenden nutzt der Mensch Hanf, um daraus Nahrungsmittel, Seile, Stoffe, Papier und Treibstoff herzustellen. Er ist wahrscheinlich die nützlichste Pflanze, zu der die Menschheit jemals einen Bezug hatte. Vor kurzem wurde die Hanfpflanze wieder in den Fokus gerückt, da die Wissenschaft ihr therapeutisches Potential und ihre chemischen Bestandteile immer mehr enthüllt. Aber was genau ist Hanf? Worin liegt der Unterschied zwischen Nutzhanf und Marihuana? Wir werfen einen Blick auf die Geschichte, die umstrittene Gegenwart und die vielversprechende Zukunft von Hanf.

WAS IST HANF UND WORIN UNTERSCHEIDET ER SICH VON MARIHUANA?

WAS IST HANF UND WORIN UNTERSCHEIDET ER SICH VON MARIHUANA?

Die Worte "Hanf" und "Marihuana" werden manchmal so dargestellt, als handele es sich um völlig unterschiedliche Arten. In Wirklichkeit ist das nicht wahr. Sie unterscheiden sich zwar stark in ihrem Cannabinoidprofil und ein bisschen in ihrer Morphologie, aber das ist das Ergebnis intensiver selektiver Züchtung und Umweltanpassung über Jahrhunderte. Der wichtigste Faktor, der Hanf von Marihuana unterscheidet, ist der THC–Gehalt. Da THC der wichtigste psychoaktive Bestandteil von Cannabis ist, gilt es in vielen Regionen der Welt als illegal. Um Hanf und aus Hanf gewonnene Produkte zu produzieren, zu nutzen und zu verkaufen, müssen die Pflanzen daher einen vernachlässigbaren THC-Gehalt aufweisen. Das Ergebnis ist eine Pflanze, die für unzählige Zwecke verwendet werden kann, ohne bei der Einnahme einen Rausch zu verursachen.

Der zulässige Grenzwert für THC in Hanf ist sehr gering und liegt je nach Land zwischen 0,2% und 0,3%. In den USA darf Hanf nicht mehr als 0,3% THC enthalten. In vielen europäischen Ländern sind die Vorschriften sogar noch strenger: Der Grenzwert liegt dort bei 0,2% THC oder weniger.

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Da der Konsum von Nutzhanf keinen Rausch auslöst, wurde er nie als Freizeitdroge verwendet. Abseits dessen wird Hanf jedoch seit er erstmals angebaut wurde in großem Umfang und auf vielfältige Weise für verschiedene industrielle Zwecke genutzt. Aus der Pflanze und ihren Fasern kann man alles von Baumaterialien bis hin zu Lebensmitteln, Treibstoff und Papier herstellen. Da wir immer umweltbewusster werden, erlebt Hanf gerade eine Renaissance als nachhaltige, umweltfreundliche Ressource.

Außerdem mehren sich die Hinweise (Noreen et al., 2018), dass ein weiteres in der Cannabispflanze vorhandenes Cannabinoid, CBD (Cannabidiol), verschiedene Nutzen haben könnte. Da CBD nicht psychotrop ist und in Hanf in relativ großen Mengen vorkommt, wird die Pflanze jetzt auch zur Gewinnung von hochwertigem CBD für die Herstellung von Produkten wie CBD-Ölen und Kosmetika verwendet.

EIN KURZER GESCHICHTLICHER ÜBERBLICK ZUR HANFPFLANZE

EIN KURZER GESCHICHTLICHER ÜBERBLICK ZUR HANFPFLANZE

Man nimmt an, dass Hanf bereits vor mehr als 10 000 Jahren weit verbreitet war, was ihn zu einer der ältesten domestizierten Pflanzen der Welt macht. Manche spekulieren sogar, dass der Hanfanbau zur Entwicklung der modernen Zivilisation führte.

ENTDECKUNG UND HISTORISCHER GEBRAUCH VON HANF

Archäologen fanden Beweise für den frühen Gebrauch von Hanf in alten mesopotamischen Grabstätten (einer historischen Region des Nahen Ostens, die den heutigen Irak, Kuwait und Syrien umfasst), wo sie die Überreste von Kleidung aus Hanf entdeckten. Sie fanden auch Töpferwaren in Taiwan, die Hanfseile enthielten, die bis etwa 8 000 v. u. Z. zurückreichen.

Aufzeichnungen zeigen, dass im antiken China Hanfsamen und -öl bereits vor 8 000 Jahren als Nahrungsquelle verwendet wurden. Etwas später, ungefähr 4 000 v. u. Z. wurde Hanf zur Kleidungsherstellung verwendet. Die frühen Chinesen nutzten Hanf, um daraus Bogensehnen für Soldaten herzustellen.

Ungefähr 2 800 v. u. Z. wurde im alten Ägypten die Göttin Seshat mit einem Hanfblatt über dem Kopf dargestellt.

Um 900–200 v. u. Z. weitete sich die Verwendung von Hanf und Cannabis auf Europa aus. Eine Gruppe herumziehender Krieger, die als Skythen bekannt waren und im heutigen Süd-Sibirien leben, gründeten Handelsrouten, die Europa mit dem Fernen Osten verbanden, was zum Austausch von Waren wie Hanf führte.

Um 200 v. u. Z. wurde in China Hanfpapier erfunden, das aus gepressten Hanffasern hergestellt wurde, die mit Rinde und Wasser vermischt waren. Die frühen Chinesen hielten diese Erfindung für so revolutionär, dass sie sie viele Hunderte Jahre lang verborgen hielten.

HANF IM MITTELALTER

Im Mittelalter wurde Hanf zu einer wichtigen Pflanze von enormem wirtschaftlichem und sozialem Wert, die einen Großteil des weltweiten Bedarfs an Nahrung und Fasern deckte. Zu den Verwendungsmöglichkeiten zählte die Herstellung von Segeltuch (das Wort Kanevas stammt von lat. Cannabis ab) und Seilen. Hanf hatte den Vorteil, viel robuster als Baumwolle und widerstandsfähiger gegenüber Salzwasser zu sein. Die Hanffasern von Seilen wurden auch zum Abdichten von Holzschiffen verwendet.

Tatsächlich wurde Hanf im Mittelalter derart wichtig, dass König Heinrich der Achte im Jahr 1535 die Landbesitzer dazu zwang, diese Pflanze anzubauen, was bei Nichtbeachtung Bestrafungen zur Folge hatte. Um eine Vorstellung davon zu bekommen, wie wichtig Hanf war, kann es auch hilfreich sein, zu wissen, dass bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts fast alle Kleidungsstücke aus Hanf hergestellt wurden.

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HANF IN DER MODERNEN ZEIT

Im 19. und frühen 20. Jahrhundert, als neue Materialien entdeckt und neue Fasern für Textilien erfunden wurden, hatte Hanf in bestimmten Branchen an Bedeutung verloren. Den größten Schlag musste diese Pflanze jedoch mit dem Verbot von Cannabis in vielen Ländern einstecken.

Bis vor kurzem gab es keine Unterscheidung zwischen Hanf und Marihuana. Das US-Marihuanagesetz aus dem Jahr 1938 und das darauffolgende Verbot von Marihuana (und auch Hanf) als illegale Droge in vielen Ländern zerstörten letztlich die gesamte Branche.

Erst in jüngster Zeit, als die Cannabisgesetze gelockert wurden und eine größere Anzahl an wissenschaftlicher Literatur veröffentlicht wurde, hat die Akzeptanz und Wertschätzung gegenüber Cannabis und seinen Varianten wieder zugenommen. Heute wird Hanf als umweltfreundliche Ressource wiederentdeckt, die Plastik und andere umweltschädliche Materialien ersetzen kann. Darüber hinaus haben wir erst damit begonnen, die potentiellen Nutzen von Cannabis und Hanf für medizinische und therapeutische Zwecke zu untersuchen.

LEGALITÄT UND KULTIVIERUNG VON HANF

LEGALITÄT UND KULTIVIERUNG VON HANF

Es dauerte Jahrzehnte, bis die US-Regierung anerkannte, dass Industriehanf und Marihuana einen entscheidenden Unterschied im Chemotyp (chemischen Aufbau) aufweisen. In der Tat erlaubte ein UN-Abkommen erst 1961 den Anbau von Industriehanf. Selbst heute stoßen einige Hanfbauern immer noch auf Hindernisse, da die Cannabispflanze mit einem Stigma behaftet ist. Der Grund dafür ist einfach. Marihuana (das trotz Legalisierungsbemühungen in vielen Ländern immer noch illegal ist) ist tatsächlich dieselbe Spezies wie Hanf und man würde den Unterschied nicht gleich erkennen können, wenn man sich beide Pflanzen ansieht. Was die eine Pflanze legal und die andere illegal macht, ist die Höhe des THC-Gehalts, der nur mit passender Ausrüstung bestimmt werden kann.

Nun, da die USA 2018 den Farm Bill verabschiedet haben, ist der Hanfanbau legal, solange der THC-Gehalt der Pflanzen 0,3% nicht überschreitet. Der Hanfanbau ist innerhalb der EU weitestgehend legal, aber auch hier liegt der Schwellenwert für THC noch niedriger: 0,2%. Heute sind die größten Hanfproduzenten China, Kanada, die USA, Frankreich, Chile und Nordkorea.

DIE VERWENDUNGSMÖGLICHKEITEN VON HANF

Obwohl der Krieg gegen Drogen das Image von Cannabis über mehrere Jahrzehnte hinweg verdorben hat, hat Hanf weder an Bedeutung noch an Vielseitigkeit verloren. Ganz im Gegenteil. Tatsächlich ist Hanf wieder zu der äußerst nützlichen Pflanze geworden, die er ist. In der Tat gibt es heutzutage noch weitaus mehr Verwendungsmöglichkeiten für diese Pflanze als jemals zuvor.

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Neben der Herstellung von Bekleidung, Nahrungsmitteln und Getränken wird Hanf heutzutage verwendet, um Kosmetika wie CBD-Anti-Aging-Cremes und -Kapseln herzustellen.

Da Cannabis als Arznei- und Genussmittel mit jedem Jahr beliebter wird, finden Raucher jetzt auch entsprechende Produkte wie Drehpapier aus Hanf und Hanfdochte zum Anzünden von Bongs und Pfeifen.

VERWENDUNG VON HANF ALS NAHRUNGSMITTEL

VERWENDUNG VON HANF ALS NAHRUNGSMITTEL

Hanfsamen haben nicht nur einen köstlichen nussigen Geschmack. Sie sind auch eine äußerst gesunde Nahrungsquelle, die reich an Omega-3-Fettsäuren und pflanzlichem Protein ist. Darüber hinaus enthalten sie hohe Mengen Vitamin E und wertvolle Mineralien wie Phosphor, Kalium, Natrium, Magnesium, Schwefel, Kalzium, Eisen und Zink. Wie wäre es mit gesunden Hanfsnacks oder einer guten Tasse Hanftee?

DIE SOZIOÖKONOMISCHE VERWENDUNG VON HANF

DIE SOZIOÖKONOMISCHE VERWENDUNG VON HANF

In vergangener Zeit war die Idee, dass Hanf die Welt retten könnte, nichts weiter als die Phantasie mancher Hanflinge. Was aber wie der Traum eines Hippies klang, wird heute Realität. Hanf und Cannabis könnten tatsächlich das Potential haben, die Wirtschaft zu retten. Diese Pflanze kann als Treibstoff, Baumaterial, für Kosmetika, Lebensmittel, Textilien, Papier und Plastik verwendet werden. Es gibt geschätzte 25 000 Produkte, die aus Hanf hergestellt werden können und dies bedeutet eine Menge an Möglichkeiten für eine riesige Industrie, die größtenteils noch unerschlossen ist.

Hanf birgt nicht nur großes Potential zur Entwicklung neuer Produkte in sich, sondern auch für die Schaffung Tausender neuer Arbeitsplätze und vieler Vorteile für eine sauberere Umwelt.

JÜNGSTE ENTWICKLUNGEN UND DIE ZUKUNFT VON HANF

JÜNGSTE ENTWICKLUNGEN UND DIE ZUKUNFT VON HANF

Auch wenn Hanf großes Potential als Schlüsselfigur für eine bessere, sauberere und insgesamt bessere Zukunft in sich birgt, geht die Legalisierung von Cannabis immer noch langsamer voran als es sich viele von und wünschen.

Obwohl der Fortschritt langsam voranzugehen scheint, ist Licht am Ende des Tunnels erkennbar: Hanffarmer in Amerika erhalten nun überraschenderweise Unterstützung von sowohl den Demokraten als auch Republikanern, da das 2018 verabschiedete Agrargesetz "Farm Bill" die Legalisierung des Hanfanbaus in den Staaten festschrieb. Und jetzt, da die USA eine so wegweisende Entscheidung getroffen haben (neben Kanadas umfassender Legalisierung von Cannabis), sind andere Länder angehalten, diesem Beispiel zu folgen. Für die Zukunft von Hanf sind dies sehr gute Nachrichten.

Lorenza Romanese, Geschäftsführerin der European Industrial Hanf Association (EIHA), hat sich auch mit der Zukunft von Hanf befasst. Sie hat die Kernprobleme formuliert, mit denen wir konfrontiert sind, und erklärt, wie Hanf diese lösen könnte:

  • Die Hanfproduktion ist kohlenstoffnegativ, was bedeutet, dass die Pflanze während des Wachstums mehr Kohlenstoff aus der Atmosphäre aufnimmt als durch die Geräte bei der Ernte, Verarbeitung und beim Transport ausgestoßen wird.

  • Hanf kann zur Herstellung von Nahrungs- und Ergänzungsmittel verwendet werden, die unsere Gesundheit unterstützen.

  • Der Stängel enthält kohlenstofffreie Rohstoffe, wodurch er sich ideal für die nächste Generation umweltbewusster Einsatzbereiche eignet.

  • Die Hanfbranche könnte bei der Entwicklung einer kohlenstoffarmen, umweltbewussten Industrie eine führende Rolle spielen und gleichzeitig viele Arbeitsplätze schaffen.

Wir sollten uns aber von unserer Begeisterung nicht zu sehr mitreißen lassen. Es gibt noch immer etliche Hindernisse auf dem Weg zur weltweiten Legalisierung von Hanf – mit zum Teil strengen Verboten in manchen Teilen der Welt. In der Zwischenzeit folgen wir dem Motto "Wissen ist Macht" und hoffen, dass diese Erklärungen zu Hanf und dessen Geschichte Dir dabei helfen werden, Dich auf dem Laufenden zu halten, während neue Entwicklungen ans Licht kommen.

Luke Sumpter
Luke Sumpter
Mit einem BSc (Hons) in klinischen Gesundheitswissenschaften und einer Leidenschaft für den Anbau von Pflanzen hat Luke Sumpter in den letzten 7 Jahren als professioneller Journalist und Autor an der Schnittstelle von Cannabis und Wissenschaft gearbeitet.
Quellen
  • Noreen N, Muhammad F, Akhtar B, Azam F, & Anwar MI. (2018). Is Cannabidiol a Promising Substance for New Drug Development? A Review of Its Potential Therapeutic Applications - PubMed - https://www.ncbi.nlm.nih.gov
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