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Weltreligionen Und Cannabis
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Weltreligionen Und Cannabis: Segen Oder Tabu?

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Ist Cannabis koscher, heilig, halal? Lass uns den religiösen Status dieses alten Krauts untersuchen.

Viele Religionen nutzen Cannabis seit Jahrtausenden als heiliges Kraut. So wurde die Göttin Seshat im alten Ägypten oft mit einem Cannabisblatt über dem Kopf dargestellt. Die Vertreter der taoistischen Religion wiederum nutzten die Pflanze, um mit Geistern zu kommunizieren und selbstsüchtige Wünsche zu beseitigen. Rastafarianismus gibt es zwar erst seit den 1930er Jahren, aber das Rauchen von Ganja stellt dort das wichtigste Ritual dar.

Du würdest gerne wissen, was Deine eigene Religion zum Cannabiskonsum zu sagen hat? So ging es uns auch! Wir behaupten nicht, Geistliche zu sein, und können ebenso wenig im Detail auf jede religiöse Tradition eingehen. Stattdessen haben wir einen neugierigen Geist, solide Forschungsfähigkeiten und genug Zeit, um uns die großen Religionen anzusehen. Hier kommt nun die manchmal heilige, manchmal tabuisierte und oft komplexe Beziehung zwischen Cannabis und Hinduismus, Buddhismus, Judentum, Christentum und Islam.

ÖSTLICHE RELIGIONEN

Östliche Religionen Und Cannabis

HINDUISMUS

Cannabis hat in Indien eine lange und berühmte Geschichte. Seine medizinische und religiöse Verwendung könnte in der Region bereits um das Jahr 1000 v. u. Z. begonnen haben. Es wird im Atharva Veda erwähnt, einer späteren Hinzufügung zu den vedischen Schriften des Hinduismus. Diese Sammlung heiliger Texte bezieht sich auf Cannabis als "Bringer der Freiheit" und zählt es zu den fünf heiligen Pflanzen.

Cannabispräparate spielen eine wichtige Rolle in hinduistischen Ritualen und der hinduistischen Kultur. Ganja ist eigentlich ein Hindi-Wort für "komprimierte weibliche Blüten". Bhang (vom Sanskrit-Wort für Cannabis) ist eine Paste aus Cannabisblättern und -blüten, die zu Nahrungsmitteln und Getränken hinzugefügt werden kann. Bhang wird gerne während des Hindu-Festes von Holi konsumiert. Davon nehmen die Gläubigen an, dass es sie mit dem Gott Shiva verbindet und von Sünden reinigt. Sehr weit verbreitet ist sein Konsum in Mathura, einer alten Stadt, die im Hinduismus als heilig gilt. Bhang ist in der ayurvedischen Tradition auch Bestandteil vieler medizinischer Präparate.

Aufgrund seiner jahrhundertealten spirituellen Bedeutung haben die indischen Behörden beim Cannabiskonsum traditionell ein Auge zugedrückt. Dies bedeutet jedoch nicht, dass es keinerlei Beschränkungen gäbe, was auch für die hinduistische Tradition gilt, wie das folgende Beispiel zeigt: Während man annimmt, dass der rituelle Verzehr von Bhang die eigenen Sünden wegwäscht, wird das gedankenlose Trinken von Bhang ohne Rituale als Sünde angesehen.

BUDDHISMUS

Im Vergleich zu manchen anderen Religionen ist der Buddhismus weniger streng und dogmatisch. Er konzentriert sich eher darauf, seine Anhänger in ihrer persönlichen spirituellen Entwicklung anzuleiten. Trotzdem gibt es im Buddhismus einen Verhaltenskodex, der mit den Zehn Geboten der abrahamitischen Religionen verglichen wurde. Für Uneingeweihte: Dieser Codex sind die Fünf Silas. Jedes Gebot entspricht einer damit einhergehenden Tugend.

Das fünfte Gebot fordert dazu auf, sich der Trunkenheit zu enthalten und die Tugenden der Achtsamkeit und der Verantwortung zu fördern. Genauer gesagt, leitet es den Buddhisten dazu an, "keine berauschenden Getränke und Drogen einzunehmen, die zu Unachtsamkeit führen". Es liegt also nahe, THC-freie Cannabissorten für zulässig zu halten. Da CBD und andere Cannabinoide wie CBG nicht berauschend sind, trüben sie auch den Geist nicht. Vielmehr können die angstlösenden und neuroprotektiven Eigenschaften von CBD im Einklang mit buddhistischen Prinzipien sogar zu größerer Achtsamkeit führen.

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Doch sogar der Konsum von THC kann in manchen buddhistischen Traditionen als nutzbringend bewertet werden. In Tibet etwa sieht man Cannabis traditionell als heilig an. Im tantrischen Buddhismus wiederum, der sich im Himalaja entwickelt hat, wird das Kraut verwendet, um die Meditation zu erleichtern. Ebenso haben viele Varianten des Buddhismus, die im Westen eine Rolle spielen, Cannabis als Instrument zur Steigerung der Achtsamkeit befürwortet. Ob seine Wirkungen den Nutzer der Erleuchtung näher bringen oder seinen Geist trüben, hängt also in gewisser Weise von der individuellen Erfahrung und Tradition ab. Dies erinnert uns daran, dass der Buddhismus, ebenso wie viele andere Weltreligionen, eine alte und vielschichtige Praxis ist, die sich über weite geografische Regionen erstreckt.

WESTLICHE (ABRAHAMITISCHE) RELIGIONEN

Westliche Religionen Und Cannabis

JUDENTUM

Das Verhältnis von Cannabis zum Judentum ist komplex und ein wenig unklar. In Genesis 1:29 heißt es: "Und Gott sprach: Sehet da, ich habe euch gegeben alle Pflanzen, die Samen bringen." Der Talmud bezieht sich ebenfalls auf den Hanfanbau, obwohl es dabei hauptsächlich um Kleidung geht und nicht um den psychoaktiven Gebrauch. In der jüdischen Tradition diskutierte man jedoch auch den medizinischen Cannabiskonsum. Maimonides, ein einflussreicher Tora-Gelehrter, der im Mittelalter lebte, sprach sich für Cannabisöl zur Behandlung von Atemwegserkrankungen aus.

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Von liberalen jüdischen Bevölkerungsgruppen wird der Cannabiskonsum weitgehend toleriert. Sogar orthodoxe Rabbiner sind in dieser Angelegenheit geteilter Meinung. Manche halten Cannabis generell für verboten, während andere angeben, dass der Gebrauch von medizinischem Cannabis koscher (d. h. zum Verzehr zugelassen) sei. Im Allgemeinen ist das Judentum geistiger als andere abrahamitische Religionen. Das jüdische Konzept des Gebets konzentriert sich mehr auf das Selbsturteil und die Kontemplation. Dies hat vereinzelt zu der Vermutung Anlass gegeben, der Cannabiskonsum könne eine spirituelle Rolle spielen, falls er als Leitfaden für die Selbstreflexion und zur Sensibilisierung verwendet wird.

Wie bei vielen Dingen, die weder ausdrücklich verboten sind noch ausdrücklich befürwortet werden, wird der Status von Cannabis im Judentum wahrscheinlich weiterhin umstritten bleiben. Derzeit scheint der Trend zur Akzeptanz von Cannabis für den medizinischen Gebrauch zu gehen. Der Freizeitkonsum dagegen ist eher mit einem Fragezeichen zu versehen.

CHRISTENTUM

Trotz der generell eher Hippie-nahen Grundstimmung der Lehre Jesu ist der Status von Cannabis im Christentum alles andere als klar. Aufgrund der gemeinsamen heiligen Schriften teilen sich Christentum und Judentum in dieser Angelegenheit einige zentrale Diskussionspunkte. Das Alte Testament bzw. die hebräische Bibel erwähnt die Pflanze "kaneh bosm". Kaneh bosm gehört zu jenen Pflanzen, die im heiligen Salböl enthalten waren ([8]Exodus 30: 22–25). Die meisten Mainstream-Wissenschaftler verstehen dies als Hinweis auf die Kalmus-Pflanze. Andere argumentieren dagegen, dies sei eine falsche Übersetzung, und kaneh bosm beziehe sich eigentlich auf Cannabis. Manche Forscher haben sogar die Hypothese aufgestellt, die medizinischen Eigenschaften von Cannabis würden einige der Heilungswunder erklären, die Jesus Christus zugeschrieben werden.

Auf der anderen Seite haben viele christliche Kirchen lange Zeit versucht, den Cannabiskonsum zu unterbinden. So wurde der berüchtigte Film Reefer Madness von einer christlichen Kirchengruppe produziert. Auch der Papst hat sich gegen Cannabis ausgesprochen und einige protestantische Kirchen (vor allem die Baptisten) haben vom Gebrauch von medizinischem Marihuana abgeraten. Andere protestantische Kirchen jedoch befürworten den Cannabiskonsum zu medizinischen Zwecken. Dazu gehören die unierten und methodistischen sowie Bischofskirchen.

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In der Debatte um den Konsum von medizinischem Cannabis im Vergleich zu dem als Genussmittel sehen manche Kommentatoren eine Parallele zum Umgang mit dem Alkohol in der Bibel. Abgesehen davon, dass dieser sakramental als das Blut Christi betrachtet wird, wird der Konsum von "ein wenig Wein" vom Apostel Paulus "um des Magens willen und weil Du oft krank bist" ([10]1 Timotheus 5:23) gutgeheißen. Gleichzeitig verbietet die Bibel den Rausch ohne Wenn und Aber. Was heißt das nun für den Cannabiskonsum? Sich vollständig zu berauschen, dürfte verpönt sein. Andererseits – wenn das Rauchen von Weed für Dich einen therapeutischen Zweck erfüllt (was auch immer Du unter "therapeutisch" verstehst), dann gibt es in der Bibel nichts, was genau dies zu verbieten scheint.

ISLAM

Auch im Islam wird darüber gestritten, ob der Cannabiskonsum als haram (verboten) oder halal (erlaubt) einzustufen ist. Während es im Koran (den Worten Allahs) nichts gibt, das die Nutzung von Weed ausdrücklich verbietet, wird es auch nicht gerade befürwortet. Die Hadithen (Überlieferungen der Aussprüche und Handlungen des islamischen Propheten Mohammed und Dritter) besagen, dass "alle Rauschmittel verboten sind", und viele Muslime glauben, dass dies auch für Cannabis gilt. Dessen ungeachtet scheint dies auf nicht-berauschende Verbindungen in der Cannabispflanze wie CBD nicht zuzutreffen. Aus diesem Grund können Cannabissorten, die kein THC enthalten, durchaus als halal angesehen werden.

Auch was den medizinischen Gebrauch angeht, scheint es eine mögliche Ausnahme zu geben. Der Koran lehrt, es sei wichtig, für den Körper zu sorgen, weshalb gesundheitliche Überlegungen im Islam das allgemeine Verbot von Rauschgiften aufweichen können. So werden beispielsweise Schmerzmittel im Allgemeinen nicht als haram angesehen, obwohl viele dieser Mittel einen Rausch verursachen können. In ähnlicher Weise könnte Cannabis als akzeptabel eingeschätzt werden, wenn es auf ärztliche Anordnung hin eingenommen wird. Tatsächlich beziehen sich arabische Ärzte bereits seit 100 n. u. Z. auf medizinisches Cannabis. In der heutigen Zeit hat Imam Mohammad Elahi geäußert, das Rauchen von Marihuana sei zulässig, falls es die "einzige Option" darstellt, die "von einem medizinischen Experten bei bestimmten Krankheiten verschrieben werden kann".

CANNABIS: HEILIG ODER GOTTLOS?

Cannabis: Heilig Oder Gottlos?

Von den alten Assyrern bis zu den modernen Rastafariern galt Cannabis über Jahrtausende als heilige Pflanze. Obwohl sich einige Weltreligionen weniger mit dem spirituellen Status des Krauts befassen, verbieten es nur wenige ganz und gar. Sogar diejenigen, die ihre Anhänger anweisen, sich nicht zu berauschen, lassen Raum für den medizinischen Cannabiskonsum. Es ist wichtig anzumerken, dass keine große Religion in ihren Traditionen wirklich homogen ist. Manche mögen orthodoxe oder konservative Traditionen aufweisen, die sich gegen Cannabis richten, während es auch liberale Strömungen gibt, die sich offener geben.

Unabhängig von Deiner Religionszugehörigkeit scheint es jedoch eine allgemeine Richtlinie zu geben: Cannabis ist in Ordnung, wenn es therapeutische Zwecke erfüllt oder zur Steigerung des spirituellen Bewusstseins dient. Einfach nur so breit zu sein wie eine Haubitze wird vielleicht weniger als "religiöse" Erfahrung durchgehen. Aber wir überlassen es Dir und Deinen eigenen Traditionen, hier eine Entscheidung zu treffen.

Adam Parsons
Adam Parsons
Der professionelle Cannabisjournalist, Texter und Autor Adam Parsons ist ein langjähriger Mitarbeiter von Zamnesia. Mit der Aufgabe, ein breites Themenspektrum von CBD bis Psychedelika und allem dazwischen abzudecken, erstellt Adam Blog-Posts, Leitfäden und erforscht eine ständig wachsende Produktpalette.
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