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Zum Verständnis Von HpLVd In Cannabis: Risiken Und Vorsorgemaßnahmen
6 min

Zum Verständnis Von HpLVd In Cannabis: Risiken Und Vorsorgemaßnahmen

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Das latente Hopfenviroid ist sehr schwer zu erkennen und kann die Erträge und den Cannabinoidgehalt in Cannabispflanzen erheblich reduzieren. Worum handelt es sich, was kann man dagegen tun und ist es wirklich so schädlich für den Cannabisanbau zu Hause?

Beim Cannabisanbau kann ein Befall frustrierend sein oder geradezu traumatisch wirken. Kolonien von Insekten oder Pilzen zu finden, die in Deiner Plantage ein Zuhause finden, kann ein Ärgernis sein. An die Möglichkeit mikroskopischer Infektionen mit Viren und Viroiden denken wir hingegen nur selten.

In diesem Artikel untersuchen wir das latente Hopfenviroid, einen Krankheitserreger, der sich auf Cannabispflanzen ausgebreitet hat. Worum handelt es sich dabei, welche Auswirkungen hat es auf Cannabispflanzen und ist es wirklich so schlimm?

Was ist das latente Hopfenviroid?

Was Ist Das Latente Hopfenviroid?

Das latente Hopfenviroid (HpLVd) ist ein mikroskopisch kleiner Organismus, der hauptsächlich an Hopfenpflanzen auftritt, aber auch Cannabis befallen kann. Ein Viroid ähnelt einem Virus, ist aber noch einfacher aufgebaut. Es besteht aus einer einzigen RNA-Kette, ohne jegliche Proteine. Einfacher kann ein Organismus kaum aufgebaut sein – und es gibt eine anhaltende Debatte darüber, ob es überhaupt als Lebewesen anzusehen ist.

Ein Viroid infiziert Wirte und repliziert sich in den Zellkernen. RNA kodiert für DNA und genetische Expression, sobald dieser RNA-Strang also in eine Wirtszelle gelangt, kann er die DNA generell umprogrammieren, so dass die Zelle nun, wie in unserem Fall, auch zu einer HpLVd-Fabrik wird.

Wenn wir sagen, HpLVd sei "mikroskopisch klein", meinen wir, dass es ohne ein leistungsstarkes Mikroskop nicht zu sehen ist. Mit einem Taschenmikroskop auf Deine Pflanzen zu blicken, wird Dir also diesbezüglich nichts enthüllen. Dieses Viroid ist nur 40 Nanometer lang. Zum Vergleich: Das sind 40 Milliardstel Meter (0,0000000040m). Der effektivste Weg, die Anwesenheit von HpLVd in Pflanzen sicher zu bestimmen, ist ein PCR-Test – der allerdings nicht ohne weiteres verfügbar ist.

Man nimmt an, dass HpLVd für gewerbliche Erzeuger in Nordamerika ein erhebliches Problem darstellt. Eine Studie legt nahe, dass bis zu 90% der Cannabispflanzen in Kalifornien mit diesem Viroid infiziert sein könnten (Sandy, 2021), während eine andere Studie ergab, dass 40% kanadischer Proben diesen Organismus enthielten (Lange, 2023).

Aber welche Symptome treten auf und ist das Ganze überhaupt ein großes Problem?

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Was sind die Symptome von HpLVd bei Cannabis?

Die Symptome einer HpLVd-Infektion bei Cannabis sind nicht offensichtlich und zeigen sich meist kaum. Es gibt sicherlich keine eindeutigen Anzeichen, die sofort darauf hinweisen, dass Pflanzen infiziert sind.

Anzuchtstadium

Werden Klone von mit HpLVd infizierten Müttern entnommen, ist die Wurzelentwicklung im Vergleich zu gesunden Pflanzen deutlich eingeschränkt: Das Wachstum wird langsamer ablaufen und das Wurzelsystem nie die Größe erreichen, die es haben sollte. Diese Effekte wirken sich auf das Gesamtwachstum der Pflanze aus und führen dazu, dass ausgewachsene Pflanzen kleiner bleiben und weniger produktiv sind, als man erwarten würde.

Darüber hinaus macht diese verkümmerte Wurzelentwicklung in einem so jungen Stadium betroffene Pflanzen anfälliger für Krankheitserreger, die auf die Wurzelzone abzielen, was bedeutet, dass HpLVd noch schwerwiegenderen Infektionen Tür und Tor öffnen kann.

Wachstumsphase

Wird eine Pflanze während der Wachstumsphase infiziert, kann dies zu erheblichen Wachstumsstörungen führen. Zu den Symptomen können gehören:

  • Reduziertes seitliches Wachstum
  • Brüchige Stiele
  • Kleinere, schmalere Blätter
  • Blattverfärbung
  • Ungewöhnlich kurze Internodien
  • Ein Duft, der an kompostierte Blätter erinnert

Es ist erwähnenswert, dass nicht immer alle dieser Symptome anzutreffen sind. Tatsächlich treten die Symptome möglicherweise erst dann auf, wenn die Pflanze in die Blütephase eintritt. Dies kann aus mehreren Gründen problematisch sein. Zunächst einmal bedeutet es, dass man als Anbauer Klone von scheinbar völlig gesunden Mutterpflanzen nehmen kann, die in Wirklichkeit infiziert sind. Realistisch gesehen kann der durchschnittliche Hobbyanbauer außerhalb großer, kommerzieller Anbaubetriebe nichts dagegen tun, außer Maßnahmen zu ergreifen, um eine Infektion der Mutterpflanzen von vornherein zu verhindern.

Blütephase

HpLVd-Infektionen treten am deutlichsten während der Blütephase auf. Obwohl die Forscher sich nicht sicher sind, warum, ist die Viroidkonzentration in diesem Stadium der Pflanzenentwicklung am höchsten.

Zu den Symptomen gehören:

  • Geringeres Gesamtwachstum
  • Verfärbte Blätter
  • Kleinere Blüten als erwartet
  • Geringere Trichomentwicklung als erwartet

Es wird angenommen, dass die geernteten Blüten infizierter Pflanzen bis zu 50% weniger Cannabinoide aufweisen als ein gesundes Exemplar desselben Phänotyps, das unter denselben Bedingungen angebaut wird. Dieses Viroid beeinträchtigt also nicht nur das Makrowachstum der Pflanze, einschließlich des Ertrags, sondern verringert auch die Endqualität der geernteten Blüten drastisch.

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Wie verbreitet sich das latente Hopfenviroid?

Wie Verbreitet Sich Das Latente Hopfenviroid?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie HpLVd sich verbreiten kann. Darauf gehen wir in diesem Abschnitt ein, bevor wir im folgenden Abschnitt erklären, wie man eine Verbreitung verhindern kann.

Wird eine Pflanze erst während ihres Lebenszyklus infiziert, anstatt ihr Leben bereits infiziert zu beginnen, dringt das Viroid durch das Phloem ein und infiziert innerhalb von sechs Wochen die gesamte Pflanze: Innerhalb von zwei Wochen ist es in den Wurzeln der Pflanze und innerhalb von vier Wochen in allen neuen Trieben nachweisbar, während es nach sechs Wochen in der gesamten Pflanze zu finden ist.

Direkter Kontakt

Die häufigste Art und Weise, wie Pflanzen mit HpLVd infiziert werden, ist der direkte Kontakt, entweder mit anderen infizierten Pflanzen oder durch Werkzeuge/Hände, die ihrerseits mit infizierten Pflanzen in Kontakt gekommen sind.

Hat man beispielsweise eine gedrängte Plantage, in der viele Pflanzen einander berühren, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass eine infizierte Pflanze das Viroid an ihre Begleiter weitergibt. Oder auch wenn man eine infizierte Pflanze mit Werkzeugen beschneidet, die dann nicht gereinigt werden, bevor die nächste Pflanze bearbeitet wird, besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass diese zweite Pflanze und weitere, denen man sich danach zuwendet, infiziert werden. Dasselbe gilt sinngemäß für die Hände/Handschuhe.

Über die Wurzeln

Die Konzentration von HpLVd ist in den Wurzeln von Cannabispflanzen am höchsten. Wachsen die Pflanzen in Töpfen oder direkt in der Erde, stellt dies kein Problem. Baut man hingegen mehrere Pflanzen in einer Hydrokultur an, kann sich dieses Virus über das Wasser im Tank verbreiten.

Ebenso ist möglich, dass mehrere Pflanzen, die sich ein gemeinsames Bodenbeet teilen, das Viroid durch unterirdischen Wurzelkontakt aufeinander übertragen.

Durch die Zucht

Es hat sich gezeigt, dass die Infektion von den Eltern auf die Samen übertragen werden kann, was der Fall zu sein scheint, wenn entweder der männliche oder weibliche Elternteil infiziert ist – oder beide. Tests haben gezeigt, dass die Infektion sowohl auf der Samenhülle als auch im Sameninneren zu finden ist. Bleibt HpLVd unentdeckt, könnte es – selbst wenn sehr hohe Hygienestandards eingehalten werden – möglicherweise durch Züchtung über viele Generationen von Cannabispflanzen weitergegeben werden.

Wie man HpLVd in Cannabis verhindert

Wie Man HpLVd In Cannabis Verhindert

Sich gegen eine Infektion mit HpLVd zu schützen, ist sehr schwierig, insbesondere weil es so schwierig sein kann, das Viroid überhaupt zu erkennen. Dennoch kann man einige Vorsichtsmaßnahmen treffen.

In erster Linie verringert eine gute Hygiene die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung der Infektion von einer Pflanze auf die nächste erheblich. Reinige Werkzeuge und Hände immer nach dem Kontakt mit einer Pflanze, auch wenn kein Verdacht auf eine Infektion vorliegt. Dadurch wird nicht nur die Verbreitung von HpLVd, sondern auch aller möglichen anderen Krankheitserreger verhindert.

Das Viroid kann auf Oberflächen bis zu fünf Tage und auf trockenen Blättern bis zu vier Wochen überleben. Es ist also überraschend stabil mit einer guten Langlebigkeit, was zusätzliche Probleme mit sich bringt.

Falls man bemerkt, dass eine Pflanze sehr verkümmert wächst, könnte es sich lohnen, sie aus der Plantage zu entfernen. Sehr wahrscheinlich wirst Du keinen PCR-Test durchführen, um nachzuweisen, ob Deine Pflanze HpLVd hat, aber das spielt auch keine Rolle. Eine Pflanze, die verkümmert ist, hat wahrscheinlich irgendeine Art von Infektion (sobald pH-Wert- und Nährstoffprobleme ausgeschlossen wurden), und daher ist es generell eine lohnende Vorsichtsmaßnahme, sie aus dem Anbau zu entfernen, auch wenn man nicht genau weiß, was mit der Pflanze eigentlich los ist.

Schließlich sollte man keine Pflanzen züchten oder klonen, von denen man vermutet, dass sie infiziert sind, da dies zu einer Weitergabe der Infektion an spätere Generationen führen könnte.

Sind bestimmte Sorten resistent gegen HpLVd?

Das scheint so zu sein. Untersuchungen haben gezeigt, dass mit diesem Viroid infizierte Pflanzen von Jamaican Lion sich trotzdem normal entwickeln können, selbst wenn es in der gesamten Pflanze vorkommt. Ertragsmenge und -qualität scheinen davon nicht betroffen zu sein.

Es ist wahrscheinlich, dass auch andere Sorten resistent sind – welche genau das sind, ist derzeit jedoch nicht bekannt. Sollte dieses Viroid jedoch tatsächlich zu einem großen Problem für die weltweite Cannabisproduktion werden, könnten Pflanzen gezüchtet werden, die eine Resistenz gegen seine negativen Auswirkungen zeigen.

Wie man HpLVd in Cannabispflanzen behandelt

Ein Behandlung ist nicht wirklich möglich. Die Wärmetherapie hat sich als unwirksam erwiesen, die Kältetherapie ist unbewiesen. Darüber hinaus kann man infiziertes Gewebe nicht desinfizieren – ist das Viroid erst einmal drinnen, verbleibt es dort.

Der beste Weg, es zu behandeln, ist also die Vorbeugung und das Entfernen infizierter Pflanzen. Bei Hobbygärtnern ist es unwahrscheinlich, dass das Problem über einen einzigen Anbau hinaus anhält, und daher wird es auch nur von Zeit zu Zeit auftreten. Für kommerzielle Produzenten und Züchter kann dies jedoch ein größeres Problem darstellen.

Risiken des Cannabiskonsums mit HpLVd

Die gute Nachricht lautet: Es sind keine Risiken bekannt! Man geht davon aus, dass HpLVd bei der Aufnahme unabhängig von der Einnahmemethode keine schädlichen Auswirkungen auf den Menschen hat. Du musst Dir also keine Sorgen machen, dass Du versehentlich verdorbene Blüten konsumierst.

Selbst wenn das Viroid ein Risiko für Deine Pflanzen und Deinen Ertrag darstellen könnte, geht von ihm kein Gesundheitsrisiko für Dich oder andere Personen aus, die Dein Cannabis konsumieren.

HpLVd: Heimtückisch und schwer zu behandeln

HpLVd: Heimtückisch Und Schwer Zu Behandeln

Dieses Viroid ist kaum erforscht und das Risiko, das es für den Anbau, insbesondere für den Eigenanbau, darstellt, ist unbekannt. Für den Hobbyanbauer lohnt es sich allerdings kaum, sich darüber allzu viele Gedanken zu machen, zumal es für den Menschen kein Gesundheitsrisiko darstellt.

Wie wir gesehen haben, ist es sehr schwierig, das Viroid zu erkennen, und es ist so gut wie unmöglich, es zu behandeln, sobald es aufgetreten ist. Es lohnt sich also nicht, sich zu stressen, wenn man HpLVd identifiziert. Die beste Vorsichtsmaßnahme, die man treffen kann, besteht darin, Samen von hochwertigen Saatgutbanken zu bestellen – was Dich vor allen Arten von Krankheitserregern schützen wird.

Max Sargent
Max Sargent
Max schreibt seit über einem Jahrzehnt und ist in den letzten paar Jahren in den Cannabis- und Psychedelika-Journalismus eingestiegen. Durch seine Arbeit für Unternehmen wie Zamnesia, Royal Queen Seeds, Cannaconnection, Gorilla Seeds, MushMagic und viele mehr hat er in der Branche umfassende Erfahrung gesammelt.
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Anbau Seedshop
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