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Uruguay: Das Cannabisparadies Versinkt Im Chaos
4 min

Uruguay: Das Cannabisparadies Versinkt Im Chaos

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Uruguay war das erste Land der Welt, das Cannabis “vollständig” legalisert hat und versprach, den Kriminellen die Gewinne und die Macht aus den Händen zu nehmen. Aber mehr als fünf Jahre später hat Uruguay ein System ausgebaut, das den illegalen Drogenhandel eher fördert, anstatt ihn zu schwächen.

Willkommen bei den Editorials von Zamnesia, wo unser Autor Steven seine Meinung zu allem teilt, was im Zusammenhang mit der Cannabis-, CBD- und Smartshop-Branche steht. Beachte bitte, dass es sich in all diesen Artikeln um die Ansichten des Autors handelt, die nicht unbedingt die Auffassung von Zamnesia als Unternehmen widerspiegeln. Falls Du unserem Autor und unserem Team etwas mitteilen möchtest, hinterlasse bitte einen Kommentar.

Im Jahr 2013 wurde Uruguay zum ersten Land der Welt, das Cannabis vollständig legalisiert. Unter der Leitung des damaligen Präsidenten José “Pepe” Mujica versprach die Regierung, den Markt für die Produktion und Kommerzialisierung von Cannabis zu Genusszwecken zu regulieren. Hält der uruguayische Cannabismarkt jetzt, über fünf Jahre später, wirklich das, was die Regierung versprochen hat?

URUGUAYS GRÖßTER ERFOLG: KEINE WEITEREN FESTNAHMEN FÜR DEN BESITZ UND DEN ANBAU ZU HAUSE

Keine Weiteren Festnahmen Für Den Besitz Und Den Anbau Zu Hause Von Cannabis im Uruguay

Bevor ich zu kritisch werde, möchte ich die uruguayische Regierung für eine Sache loben: Sie hat die Kriminalisierung des Anbaus und des Konsums von Cannabis beendet. In Argentinien, auf der anderen Seite des Grenzflusses, bekämpft die Polizei den illegalen Drogenhandel noch immer eifrig, indem sie Menschen einsperrt, nur weil sie ein paar Gramm Gras oder einige Pflanzen besitzen.

Obwohl Uruguay den persönlichen Besitz von Drogen nie kriminalisiert hatte, legte die Regierung vor 2013 eine kompromisslose Haltung gegen den Cannasisanbau an den Tag. Ein berühmter Fall, der den Wandel in der Gesetzgebung in Uruguay vorangetrieben hat, war der von Alicia Castilla, einer 66-jährigen Schriftstellerin, die wegen des Anbaus von 29 Pflanzen ins Gefängnis wanderte.

Heutzutage dürfen Uruguayer bis zu sechs Pflanzen legal anbauen, und Cannabis darf überall konsumiert werden. Und für jemanden, der auf der anderen Seite des Flusses lebt, wo die Endverbraucher immer noch als "Narcos" behandelt werden, bedeutet das viel. Dafür preise ich Uruguay.

DAS SCHLECHTE: SO ZIEMLICH ALLES ANDERE

Das Schlechte: So Ziemlich Alles Andere

Abgesehen von dem offensichtlichen Vorteil, dass man wegen des Anbaus oder Konsums von Cannabis nicht eingelocht wird, ist das uruguayische System zur Cannabislegalisierung von vorne bis hinten problematisch. Um zu verstehen, warum das so ist, musst Du Dir zunächst einmal klar machen, dass es in Uruguay drei Möglichkeiten gibt, legal an Cannabis zu kommen:

  • Anbau: In diesem Fall darfst Du legal bis zu sechs Pflanzen und bis zu 480g getrocknete Cannabisblüten besitzen.
  • Einem registrierten Cannabis Club beitreten: Diese Clubs dürfen maximal 45 Mitglieder haben, an die sie jeweils nicht mehr als 480g Cannabis pro Jahr verkaufen dürfen.
  • Kauf in einer Apotheke: Hier kannst Du bis zu 40g pro Monat kaufen.

Alle drei Möglichkeiten stehen nur den Einwohnern Uruguays offen.Touristen hingegen haben keinen legalen Zugang zu Cannabis, es sei denn, sie bekommen es von jemandem geschenkt. Das führt uns direkt zum ersten Problem des uruguayischen Systems zur Regulierung von Gras:

ES BESTEHT EIN RIESIGER SCHWARZMARKT FÜR TOURISTEN

Es Besteht Ein Riesiger Cannabis Schwarzmarkt Für Touristen

Viele Touristen, die Uruguay besuchen, wollen unbedingt auch rauchen. Und Du kannst Gift darauf nehmen, dass überall, wo eine Nachfrage besteht, der Bedarf auch gedeckt wird. Egal, ob in der Innenstadt von Montevideo oder an den Stränden von Punta del Este - viele Leute verkaufen Cannabis illegal auf der Straße an Touristen. Einige Grow Shops und Headshops haben sich auf Touristen eingestellt und verkaufen Cannabis für etwa 15 US-Dollar pro Gramm.

Als Uruguay seine Pläne zur Legalisierung ankündigte, machte das Land deutlich, dass es den illegalen Drogenhandel bekämpfen und den Kriminellen die Gewinne und die Macht aus den Händen nehmen will. Und das hört sich in der Theorie auch großartig an. In Wirklichkeit hat das eingeführte System zur Bekämpfung des illegalen Drogenhandels jedoch einen florierenden Schwarzmarkt geschaffen, der speziell auf Touristen abzielt.

ES GIBT KEINE KONTROLLE DER MEDIZINISCHEN PRODUKTE

Medizinischen Produkte Im Uruguayischen Cannabismarkt

Dieser Punkt stellt eine weitere große Schwachstelle im uruguayischen Cannabismarkt dar.

Im November kündigte der Observer an, es werde in wenigen Monaten in den uruguayischen Apotheken ein neues Cannabisöl  geben. ICC Labs, ein kanadisches Unternehmen, das in Uruguay operiert, stellt das Öl her.

Bevor dieses Öl jedoch endlich in den Handel kommt, steht Uruguay, was das Angebot und die Nchfrage nach medizinischen Cannabisprodukten angeht, vor einem ernsten Problem. Laut Angaben des Ministerio de Salud Publica  gibt es derzeit nur ein weiteres medizinisches Cannabisprodukt in den Apotheken. Und dieses Öl kosten rund 70 US-Dollar.

In der Zwischenzeit verkaufen Headshops und Grow Shops im ganzen Land alle Arten handgefertigter “medizinischer” Cannabisprodukte, zu denen Tinkturen, Cremes und Balsame gehören. Diese Produkte werden allerdings nicht reguliert, und die Leute, die sie verkaufen und Informationen über ihre Verwendung veröffentlichen, sind definitiv keine Ärzte. Zudem sind sie auch weitaus billiger als die Öle, die man derzeit in den Apotheken kaufen kann.

Falls Uruguay wirklich ein gutes Beispiel für die Regulierung von Cannabis sein will, dann muss es sich gegen den Verkauf dieser nicht regulierten Produkte wenden. Zusätzlich muss das Land ein zuverlässiges System zur Regulierung von Cannabisprodukten für medizinische Zwecke einrichten. Dieses System muss den einheimischen Patienten den Zugang zu diesen Produkten ermöglichen, die streng reguliert sind und nicht neben Blättchen und Bongs in einem Headshop verkauft werden.

ES GIBT WENIGER ALS 20 ZUGELASSENE APOTHEKEN IN URUGUAY, DENEN ERLAUBT IST, CANNABIS ZU VERKAUFEN

Weniger Als 20 Zugelassene Apotheken In Uruguay Cannabis Zu Verkaufen

Viele Uruguayer, die Cannabis in einer Apotheke kaufen möchten, müssen sich mit einem großen Problem auseinandersetzen: Sie müssen nämlich eine Apotheke in ihrer Nähe finden, die eine Lizenz zum Verkauf von Cannabis besitzt. Derzeit hat das uruguayische Instituto de Regulación y Control del Cannabis nur 17 Apotheken im ganzen Land eine Lizenz erteilt. Und sieben dieser Apotheken befinden sich in der Hauptstadt.

Es gibt neun Regionen in Uruguay, die nicht von einer einzigen Apotheke bedient werden. Die Menschen in diesen Gegenden haben eigentlich nur die Möglichkeit, ihr eigenes Cannabis anzubauen oder es in einem Club zu kaufen, wenn sie das Glück haben, dass es einen in ihrer Nähe gibt. Das bringt uns zu unserem nächsten Problem:

NUR IN 11 REGIONEN GIBT ES ÜBERHAUPT LIZENZIERTE CANNABISCLUBS

In Uruguay gibt es derzeit 114 legale Cannabisclubs. Das klingt vielleicht zunächst einmal nach einer ganzen Menge, doch gibt es auch hier wieder 8 Regionen, in denen kein einziger registrierter Club vorhanden ist. Einige dieser Regionen, wie zum Beispiel Durazno, Soriano und Florida, gehören zu den Landesteilen, in denen es ebenso wenig eine zugelassene Apotheke gibt, was uns zu unserem nächsten (und letzten) Hauptproblem des Cannabissystems in Uruguay führt …

ES GIBT IN URUGUAY IMMER NOCH EINEN SCHWARZMARKT FÜR CANNABIS, UND ZWAR NICHT NUR FÜR TOURISTEN

Uruguay Schwarzmarkt Für Cannabis Nicht Nur Für Touristen

Damit legale Cannabissysteme funktionieren, müssen sie die Ansprüche ihrer Kunden erfüllen. Solange dies nicht der Fall ist, wird immer jemand von außen kommen und diese Bedürfnisse auf illegale Weise decken. Und genau das ist in Uruguay passiert. Obwohl die uruguayische Regierung glaubt, dass sie bei der Regulierung von Cannabis eine Vorreiterrolle einnimmt, hat sie noch einen weiten Weg vor sich.

Falls Uruguay wirklich den illegalen Cannabis-Markt eliminieren will, muss es:

  • den Schwarzmarkt für Touristen angehen
  • den Markt für medizinische Produkte regulieren
  • Cannabis mit der Hilfe von Clubs und Apotheken im ganzen Land zugänglich machen

Bis dies alles umgesetzt ist, wird Uruguay, genau wie viele andere Länder Lateinamerikas, Heimat eines lebhaften und möglicherweise brutalen Schwarzmarktes für Drogen bleiben.

Steven Voser
Steven Voser
Steven Voser ist ein unabhängiger Cannabisjournalist mit über 6 Jahren Schreiberfahrung über alle relevanten Cannabisthemen. Er schreibt darüber wie man es anbaut, wie man es am besten genießt und auch über die boomende Industrie und die undurchsichtige rechtliche Lage.
Quellen
  • (n.d.). Uruguay, the first country where you can smoke marijuana wherever you like | Cannabis | The Guardian - https://www.theguardian.com
  • (n.d.). Nuevo aceite de cannabis medicinal estará en las farmacias en tres meses a menos de US$ 30 - https://www.elobservador.com.uy
  • (n.d.). Ministerio de Salud Pública habilitó venta de cannabis medicinal a empresa que cumplió con requisitos | Ministerio de Salud Pública - https://www.gub.uy
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