Indica Vs. Sativa: Spielt Es 2024 Noch Eine Rolle?

Die Indica- VS. Sativa-Debatte: Sind Die Bezeichnungen Überhaupt Noch Von Bedeutung?

Steven Voser
Steven Voser
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Überprüft von:

Arno Hazekamp

Seit ihrer Einführung vor über 200 Jahren waren die Begriffe "Indica" und "Sativa" die Hauptbezeichnungen, mit denen man Cannabispflanzen basierend auf ihrem Aussehen und ihren vermeintlichen Effekten kategorisiert hat. Doch wie relevant ist die uralte Indica- vs. Sativa-Unterscheidung in der Ära des modernen Cannabis noch?

Indica und Sativa sind zwei Subspezies von Cannabis, denen sowohl Grower als auch Nutzer deutliche Unterschiede zuschreiben. Doch neue Forschung deutet darauf hin, dass die uralte Unterscheidung zwischen Cannabis indica und Cannabis sativa vielleicht nicht so zutreffend ist, wie wir annahmen. Lies weiter, um mehr über Indica versus Sativa zu erfahren.

Was bedeuten die Begriffe "Indica" und "Sativa"?

Was Bedeuten Die Begriffe "Indica" Und "Sativa"?

Cannabis sativa wurde erstmals 1753 von dem schwedischen Botaniker Carl Linnaeus beschrieben. Moderne Biologen glauben, dass Linnaeus seine Beschreibung wahrscheinlich auf damals in Europa für die Produktion von Fasern, nahrhaften Samen und Hanföl angebaute Cannabispflanzen stützte (Clark & Merlin, 2016). Mit ihren langen, fasrigen Stämmen, dünnen, hellen Blättern und feinen Blüten, die geringe THC-Werte enthielten, ähnelten diese Pflanzen höchstwahrscheinlich heutigem sogenannten "Nutzhanf".

Der Begriff "Cannabis indica" hingegen wurde 1785 von dem französischen Biologen Jean-Baptiste Lamarck geprägt und beschreibt Cannabis-Cultivare, die aus Indien stammen. Diese Pflanzen sehen deutlich anders als die 30 Jahre zuvor von Carl Linnaeus beschriebenen Cannabispflanzen aus. Sie waren kleiner, wiesen breite, dunkelgrüne Blätter auf und produzierten harzige Blüten mit hohen THC-Mengen, die in Indien und angrenzenden Gebieten häufig als Teil von spirituellen Zeremonien konsumiert wurden. Angesichts des krassen Unterschieds zwischen Cannabis sativa und Cannabis indica schlug Lamarck vor, die Pflanzen als zwei verschiedene Spezies einzustufen (Clarke & Merlin, 2016).

200 Jahre später werden die Begriffe "Indica" und "Sativa" noch immer in den meisten Diskussionen über Cannabis gebraucht. Viele Grower und Nutzer berufen sich weiterhin auf diese Begriffe, um Cannabispflanzen anhand ihrer Morphologie und (vielleicht noch interessanter) der von ihnen hervorgerufenen Wirkung zu unterscheiden.

Was sind Indica-, Sativa- und Hybridsorten?

Was Sind Indica-, Sativa- Und Hybridsorten?

Der Begriff "Sorte" bezieht sich eigentlich auf einen spezifischen Cultivar (zum Beispiel eine selektiv gezüchtete Pflanzenvarietät), der einzigartige Wachstumsmerkmale, Effekte oder Aromen aufweist. Im Gegensatz zu anderen Pflanzen, die gekreuzt und in hohem Maße stabilisiert wurden, hat Cannabis einen reichen Genpool, der viele verschiedene Cultivare hervorbringen kann.

Wenn Du Cannabissorten kaufst, wirst Du sehen, dass sie häufig als Sativa, Indica und Hybride kategorisiert sind. Dies liegt hauptsächlich im Ermessen von Züchtern/Saatgutbanken und beruht auf den physischen Eigenschaften, der Genetik und vermeintlichen Wirkung der Pflanze.

  • Sativa-Sorten werden typischerweise als größere Pflanzen mit dünnen, hellgrünen Blättern, größeren Internodien und längeren Blütezeiten (was bedeutet, dass ihre Blüten länger reifen) angegeben.

  • Indica-Sorten sind normalerweise kleinere Pflanzen mit breiten, dunkelgrünen Blättern, engen Internodien und kürzeren Blütezeiten.

  • Hybridsorten enthalten unterschiedliche Anteile von Indica- und Sativa-Genetik und können deshalb eine Kombination von sowohl Indica- als auch Sativa-Merkmalen aufweisen. Die Menüs von Coffeeshops und Fachgeschäften zeigen zum Beispiel oft den Anteil von Indica-/Sativa-Genetik in ihren Hybridsorten.

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Rufen Indica- und Sativa-Pflanzen unterschiedliche Effekte hervor?

Rufen Indica- Und Sativa-Pflanzen Unterschiedliche Effekte Hervor?

Unter Growern und Nutzern gibt es die uralte Überzeugung, dass Indica- und Sativa-Sorten deutlich anders wirken. Ganz allgemein neigen Menschen gewöhnlich zu folgenden Annahmen:

  • Cannabis sativa ist energiespendend. Es ruft eine energiegeladene, erhebende und kreative zerebrale Wirkung hervor (bekannt als "High").

  • Cannabis indica ist entspannend. Es ruft eine schläfrige, körperlich entspannende und manchmal narkotische Wirkung hervor (bekannt als "Stoned").

Viele Grower, Nutzer und sogar einige Fachleute vertreten diese traditionelle Ansicht noch immer. Die wissenschaftliche Literatur zu den Ursachen der vielfältigen Wirkung von Cannabis ist jedoch alles andere als eindeutig.

Gemäß den zuerst von Linnaeus und Lamarck vorgenommenen Einstufungen könnte man annehmen, dass die unterschiedliche Wirkung von Sativa- und Indica-Pflanzen auf die möglichen Unterschiede in ihrer Cannabinoidkonzentration zurückzuführen ist. Schließlich enthielten die von Lamarck beschriebenen Indica-Pflanzen wahrscheinlich mehr THC als die fasrigen, von Linnaeus beschriebenen Hanfpflanzen. Diese Vorstellung ist heute jedoch nicht länger zutreffend, da es sowohl THC-reiche Indica- als auch THC-reiche Sativa-Sorten auf dem Markt gibt, und Studien zeigen, dass es zwischen ihnen keine wesentlichen Unterschiede im Cannabinoidgehalt gibt (Watts et al., 2021).

Neuere Forschung deutet darauf hin, dass die Terpenkonzentration Einfluss auf die psychoaktive Wirkung von verschiedenen Cannabis-Cultivaren haben könnte. Arno Hazekamp et al. (2016) erforschten zum Beispiel die chemischen Variationen von 68 Sativa- und 63 Indica-Sorten (diese Varietäten wurden von ihren Anbietern für Indica oder Sativa gehalten). Mittels Gaschromatografie mit Flammenionisationsdetektion konnten Dr. Hazekamp und Co. den Cannabinoid- und Terpen-Gehalt der verschiedenen Proben analysieren und stellten dabei fest, dass Sativas und Indicas tatsächlich durch ihren Terpen-Gehalt voneinander unterscheidbar waren.

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Genauer gesagt fanden sie heraus, dass:

  • Sativa-Pflanzen in der Regel höhere Konzentrationen von Trans-Bergamoten, Trans-β-Farnesen, Δ³-Caren und Terpinolen enthalten.

  • Indica-Pflanzen dazu neigen, höhere Konzentrationen von β- und γ-Eudesmol, Guaiol, Myrcen und γ-Elemen enthalten. Des Weiteren wurden hydroxylierte Terpene (Terpene mit einer alkoholischen -OH-Gruppe am Molekül) wie β-/γ-Eudesmol, Guaiol, α-Terpineol und Borneol fast ausschließlich in Indica-Proben gefunden.

Auch wenn diese Forschung Einblick in eine der potenziellen Ursachen für die vielfältige Wirkung von Cannabis gewährt, weisen die Erkenntnisse auf etwas viel Wichtigeres hin: Nämlich die Notwendigkeit einer präziseren Möglichkeit der Einstufung von Cannabis – nicht nur basierend auf dem vermeintlichen genetischen oder geografischen Ursprung der Pflanze, sondern vielmehr auf ihrer chemischen Zusammensetzung.

Sieh Dir für weitere Informationen auch Arno Hazekamps wissenschaftliche Publikationen an:

Eine Anmerkung zu der Typ I, Typ II und Typ III Kennzeichnung von Cannabis

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In dem Versuch, sich von der traditionellen Sativa-/Indica-Debatte wegzubewegen, plädieren einige Menschen in der Cannabisbranche für ein Modell, das Cannabis-"Chemovare" basierend auf ihrem THC- und CBD-Gehalt kennzeichnet. Dieses Modell wurde erstmals in den 1970ern von Forschern für rechtliche/juristische Zwecke vorgeschlagen (Small & Beckstead, 1973) und identifiziert drei verschiedene Arten von Cannabis:

  • Typ I – überwiegend THC-reiches Cannabis
  • Typ II – Cannabis mit relativ ausgeglichenen THC- und CBD-Mengen
  • Type III – überwiegend CBD-reiches Cannabis

Beachte bitte, dass dieses Modell keine Terpen-Unterschiede erfasst, die für die Art und Weise, wie sich Cannabis auf uns auswirkt, wahrscheinlich eine sehr wichtige Rolle spielen (Ferber et al., 2020).

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Von traditioneller Cannabis-Terminologie verabschieden

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Die Begriffe "Sativa" und "Indica" reichen bis in 18. Jahrhundert zurück und wurden ursprünglich kreiert, um Cannabis basierend auf deutlichen Morphologie-Unterschieden einzustufen. Über 200 Jahre später werden dieselben Begriffe nun verwendet, um die empirische Wirkung von verschiedenen Cannabisvarietäten ohne nennenswerte wissenschaftliche Grundlagen zu beschreiben.

Unser Verständnis von Cannabis wächst exponentiell, ebenso wie unsere Fähigkeit, diese Pflanze in modernen Laboren auf ihre chemische Zusammensetzung zu untersuchen. Währenddessen wird Cannabis infolge politischer Veränderungen immer zugänglicher. Unter diesen Umständen könnte es höchste Zeit sein, die uralte Indica-/Sativa-Nomenklatur zugunsten wissenschaftlich gestützter Ansätze aufzugeben, die auf chemischen Bestandteilen basieren.

Bedenke dieses Zitat aus einem Interview aus dem Jahr 2016 mit dem angesehenen Cannabisforscher Dr. Ethan Russo:

"Anhand ihrer Größe, Verzweigung oder Blattmorphologie kann man derzeit in keiner Weise den biochemischen Gehalt einer Cannabispflanze erahnen. Durch das Maß an Inzucht/Kreuzung sagt nur eine biochemische Analyse dem potenziellen Konsumenten oder Wissenschaftler, was sich wirklich in der Pflanze befindet." (Piomelli & Russo, 2016)

Zum Glück brauchen wir Begriffe wie "Indica" und "Sativa" nicht, um den idealen Cultivar für unsere Bedürfnisse auszuwählen. Dank der Fortschritte in der Zucht und Cannabiswissenschaft können Saatgutunternehmen und Händler eine viel bessere Vorstellung von der potenziellen Wirkung und den Anbaueigenschaften eines spezifischen Cultivars etablieren, anstatt Sorten basierend auf ihrer vermeintlichen Indica- oder Sativa-Natur unter einer großen Kategorie zusammenzufassen. Bei Zamnesia führen wir eine Vielzahl hochwertiger Sorten, die alle einzigartige Effekte aufweisen, wie in ihren individuellen Beschreibungen detailliert nachzulesen ist.

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Du musst also nur noch die Sorten erkunden, die für Dich am ansprechendsten und geeignetsten erscheinen. Neben der Beratung durch erfahrene Grower und Konsumenten stellt dies die beste Möglichkeit dar, zu entdecken, was verschiedene Cultivare zu bieten haben.

Steven Voser
Steven Voser
Steven Voser ist ein unabhängiger Cannabisjournalist mit über 6 Jahren Schreiberfahrung über alle relevanten Cannabisthemen. Er schreibt darüber wie man es anbaut, wie man es am besten genießt und auch über die boomende Industrie und die undurchsichtige rechtliche Lage.
Quellen
  • Arno Hazekamp. (2017). An Indian Perspective On Cannabis For Treatment Of Pain - https://www.researchgate.net
  • Clarke, R.C. & Merlin, M.D. (2016). Cannabis Taxonomy: The ‘Sativa’ Vs. ‘Indica’ Debate - American Botanical Council - https://www.herbalgram.org
  • Hazekamp, A., Papadimitriou, S., & Tejkalová, K. . (2016). Cannabis: From Cultivar To Chemovar II—A Metabolomics Approach To Cannabis Classification - https://www.liebertpub.com
  • J. Erkelens, & A. Hazekamp. (2014). That which we call Indica, by any other name would smell as sweet An essay on the history of the term Indica and the taxonomical conflict between the monotypic and polytypic views of Cannabis - https://www.semanticscholar.org
  • Piomelli, D. & Russo, E. (2016). The Cannabis Sativa Versus Cannabis Indica Debate: An Interview With Ethan Russo, MD - https://www.liebertpub.com
  • Sari Goldstein Ferber, Dvora Namdar, Danielle Hen-Shoval, Gilad Eger, Hinanit Koltai, Gal Shoval, Liat Shbiro, & Aron Weller. (2020, February). The “Entourage Effect”: Terpenes Coupled with Cannabinoids for the Treatment of Mood Disorders and Anxiety Disorders - https://www.ncbi.nlm.nih.gov
  • Small, Ernest, Becksteaed, & H. D. (1973, September). Cannabinoid Phenotypes in Cannabis sativa - https://www.nature.com
  • Watts, Sophie, McElroy, Michel, Migicovsky, Zoë, Maassen, Hugo, van Velzen, Robin, Myles, & Sean. (2021, October). Cannabis labelling is associated with genetic variation in terpene synthase genes - https://www.nature.com
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